Mittwoch, 22. Oktober 2014

Der Werkbahn - Haltepunkt ""Grube Hermine"" auf dem Westentaschen Modul Nr. 1 -- das Vorbild








Die ehemaligen Werkbahnen der bis vor noch einigen Jahren produktiv tätigen größeren Industriebetriebe / Werke der Chemie-, Farben und Filmherstellung sowohl auch der Braunkohlentagebaue zumindest im mitteldeutschen Bitterfelder Raum unterhielten für ihre Belegschaft eine Art Personenbeförderung / Personalpendel auf ihren Netzen der zumeist sehr ausgedehnten weit verzweigten Gleisanlagen.
Diese innerbetrieblichen Leistungen der Personenbeförderung wurden zum Teil bis in die ersten 1970er Jahre erbracht, später dann abgelöst durch den allgemeinen Werksverkehr auf der Straße.
So wurden zB. im ehemaligen Elektrochemischen Kombinat Bitterfeld und der Farbenfabrik Wolfen, welche beide 1968 zum Chemiekombinat Bitterfeld zusammengeführt wurden und der Agfa / später ORWO Filmfabrik Wolfen noch bis nach dem Jahr 1960 einige nach eigenem Fahrplan aufgestellte innerbetriebliche Personenbeförderungsleistungen durchgeführt, deren Fahrten sogar die Reichsbahn - Bahnhöfe Bitterfeld und Wolfen regelmäßig mit einschlossen, um die Belegschaft in einer Art Zubringerdienst von und zu den Zügen der Staatsbahn aus den / in die jeweiligen Betriebsteilen zu verbringen.

Selbst auf den Gleisen der ehemaligen Zschornewitzer Kleinbahn, die ab 1949 zu den Grubenanschlußbahnen der Braunkohlenwerke Golpa / Bitterfeld gehörte, wurde nach Einstellung des regulären Personenverkehr im Jahr 1955 bis etwa 1960 eine dann innerbetriebliche Beförderung der Belegschaft zwischen Zschornewitz und dem Staatsbahnhof Gräfenhainichen mit Anschluß zu den Kohlenbahnen durchgeführt, wobei dieser Verkehr später zum Teil mit elektrischen Grubenlokomotiven abgehalten wurde.

Das verwendete Fahrzeugmaterial bestand zumeist aus alten von der Staatsbahn zur Ausmusterung vorgesehenen oder bei ehemaligen Klein- / Privatbahnen  freigewordenen Personenwagen, welche übernommen und in den jeweiligen betrieblichen Eisenbahnwerkstätten für diesen Zweck überholt oder repariert wurden, neben auch einfach "nur" mit Bänken bestückte private G - Wagen und geeigneten Lokomotiven aus dem Bestand der Werkbahnen.

Zur Ausstattung der jeweiligen Haltepunkte in den Werken kann ich nur auf vor vielen Jahren geführte Gespräche mit einem damals alten Werkbahn - Lokführer und Zeitzeugen der ehemaligen Farbenfabrik Wolfen zurückgreifen, einige spärliche Informationen zum Thema konnte ich auch den seiner Zeit erschienenen Betriebszeitungen der Werke entnehmen, weitere Forschungen habe ich bis heute noch nicht unternommen, was sich aber in Zukunft dringend ändern sollte.

Nach diesen mir bekannten Fakten darf man sagen, dass zumindest einige der höher frequentierten wichtigeren Haltepunkte der Werksbahnen aus aufgebauten den Einstiegstritten der Wagen annähernd Niveaugleich erstellten Altschwellen - Konstrukten bestanden, um ein - laut Zeitungszitat: bequemes und nicht kompromittierendes Einsteigen auch der Damen jederzeit zu ermöglichen.   

Ein nachahmenswertes Vorbild eines aus Holzschwellen errichteten (Behelfs-) Bahnsteig für meinen Plan auf dem Westentaschen - Modul Nr.1 habe ich mit diesem im folgenden gezeigten Bauwerk gefunden:




Dieser aus Altschwellen bestehende Bahnsteig befindet sich an der ehemaligen Zschornewitzer Kleinbahn in der Höhe des ""Kultur- und Industriedenkmal Kraftwerk Zschornewitz"" und wurde im Zuge der Weltausstellung Expo 2000 erbaut mit dem Sinn, Besucher mit der Eisenbahn aus Dessau kommend zu dieser ehemaligen Expo - Außenstelle zu bringen. Diese Leistungen wurden dann auch seiner Zeit ua. mit dem Dessauer Doppelstock - Triebwagen der BR 670 "planmäßig" erbracht!

Seither schlummert nun dieser Bahnsteig völlig ohne Nutzung vor sich hin!!

Ganz "ohne Nutzung" kann man vielleicht nicht sagen, soll mir doch dieses Bauwerk als Vorbild zur Erstellung eines Werkbahn Bahnsteig aus Altschwellen im Modell auf dem Westentaschen Modul Nr. 1 Pate stehen.
So ist nun der Bahnsteig von mir nochmals mit neuen frischen Fotografien im momentanen Zustand im Detail abgelichtet worden, ein komplettes ausmessen erübrigte sich dabei, da die Maße durch die komplette Verwendung von genormten Holzschwellen vorgegeben sind.

Im folgenden sind einige Bilder des "Kunstbau" ohne vieler Worte zu sehen, bevor es hier im Beitrag an die erste bebilderte Etappe des Modellbaus geht.












Der Bahnsteig des Haltepunktes ""Grube Hermine"" entsteht aus Lindenholzprofilen in den maßstäblichen Abmessungen  der einfachen Schwellen eines Streckengleis.

Die Länge des Bahnsteig entspricht derer zweier kurzer 2 - achsiger Personenwagen zB. des Fakultativwagen von GFN, so kann eine später noch zu gestaltende "Donnerbüchse Ci" als Privatwagen nach konkretem Vorbild mit Bildbeweis - hier im Blog - der ehemaligen Zschornewitzer Kleinbahn GmbH und ein geeigneter Triebwagen diesen Bahnsteig glaubhaft frequentieren.
Gemäß der letztendlichen farblichen Gestaltung des Modells werde ich versuchen, mich konkret an das oben gezeigte Vorbild zu halten.

Schlußendlich möchte ich noch darauf eingehen, dass der gewählte Name der Bezeichnung des Haltepunktes ""Grube Hermine"" nicht fiktiv ist, eine solche Grube Hermine zum Abbau von Braunkohle über Tage existierte vor vielen Jahren bis zum Zeitpunkt ihrer Auskohlung in der Nähe von Bitterfeld.

Aber davon demnächst mehr!

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